Die finale Schlacht um die Masterarbeit kann viele so sehr entmutigen, dass sie dieser scheinbaren Mammutaufgabe gar nicht erst gegenübertreten. Der große Tag der Erlösung ist immer erst morgen, dann wenn wir uns endlich zum Schreiben zwingen. Oder doch nicht?
Mit diesen 4 schnellen Tipps kannst du einen vernichtenden Schlag gegen die Armee der Ausreden landen, welche die Prokrastination gegen uns aufmarschieren lässt.
Es ist schon einige Jahre her, aber so schnell werde ich es nicht vergessen. Beim Vorbeigehen bin ich auf meinem Spaziergang durch das Institut für Germanistik der Uni Wien daran hängengeblieben. Und dachte mir: „Also sind es doch keine Legenden.“ Nein, es gibt sie wirklich.
Der Zettel wurde fast von den vielen Demo-Aufrufen, Studienzweiginfos und Nachhilfeangeboten verschluckt. Ein formloses Word-Dokument, ausgedruckt und voller Verzweiflung an die überladene Wand gepinnt. Der Hilferuf eines Studenten, der scheinbar wirklich nicht mehr weiter wusste.
Der Fall war grob gesagt folgender: Seit mehr als zwei Jahren „schreibt“ er schon an seiner wissenschaftlichen Abschlussarbeit. Die Prüfungen hatte er alle bereits hinter sich – nur das blöde Ding „Masterarbeit“ stand noch zwischen ihm und dem Diplom. Er konnte sich beim besten Willen nicht mehr zum Schreiben motivieren, wollte endlich abgeben, endlich fertigwerden.
Im Wortlaut klang das ungefähr so:
„Bitte! Ich suche jemanden, der sich einfach ein- bis zweimal die Woche mit mir hinsetzt und beim Schreiben dabei ist. Alleine schaffe ich es nicht mehr! Wenn du Zeit hast, melde dich bei mir! Natürlich gegen Bezahlung!“
Damals habe ich noch keine professionellen Schreibcoachings abgehalten. Ich hätte mich jedoch sofort gemeldet, um eine helfende Hand zu reichen.
Prokrastination oder der Krieg am Schlachtfeld der Masterarbeit
Vielleicht ist es das erste Mal, das du den Fachausdruck dafür liest. Wahrscheinlich weißt du aber aus eigener Erfahrung sogar, wovon die Rede ist: Prokrastination. Salopp auch „chronische Aufschieberitis“ genannt. Das Wort leitet sich vom lateinischen „procrastinatio“ (Vertagung) ab und hat im Deutschen die gleiche Bedeutung.
Prokrastination liegt vor, wenn eine anstehende Aufgabe – meist ist sie unangenehm, aber notwendig – auf einen späteren Zeitpunkt vertagt, wenn sie „aufgeschoben“ wird.
Beachte den Unterschied: Manchmal müssen wir umdisponieren, weil die Grippe oder ein plötzlicher Notfall unsere Pläne durchkreuzt. Dann können wir nicht anders, als das geplante Schreibpensum für den Tag zu verschieben.
Das „Aufschieben“ dagegen zeichnet sich dadurch aus, dass es unnötig und sogar kontraproduktiv ist. Nein, so schmutzig ist die Wohnung nicht, dass wir meinen, gerade jetzt putzen zu müssen. Und montags bei billigen Cocktails darauf anzustoßen, dass man es bis zur Masterarbeit geschafft hat, ist zwar positiv gedacht, bringt dich aber um keine Seite weiter.
Im Gegensatz zum „Verschieben“ ist das Aufschieben unnötig und sogar kontraproduktiv.
Am häufigsten wird überall dort aufgeschoben, wo die Tagesordnungspunkte aus Aufgaben bestehen, die langweilig sind, viel Zeit beanspruchen und manchmal auch recht komplex sein können. Also vor allem im akademischen oder beruflichen Kontext.
Gerade die Uni kann nicht wenige vor Herausforderungen stellen, die größer sind als alles, was wir bisher geleistet haben: 300 Seiten für eine Prüfung lernen zum Beispiel. Oder eine 45-minütige Präsentation vorbereiten. Und nicht zuletzt die verrufene Masterarbeit schreiben.
Oft ist das Aufschieben nur eine schlechte Gewohnheit. Manche reden sich auch ein, sich brauchen einfach den Druck, am letzten Drücker erst in die Tasten zu hauen. Doch manchmal kann Prokrastination krankhafte Auswüchse annehmen, so wie im Fall der verlorenen Seele vom schwarzen Brett.
Dann kann der normale Rahmen für eine Masterarbeit von ca. vier bis sechs Monaten Bearbeitungszeit – ja, du hast richtig gelesen! – schnell gesprengt sein.
Egal, ob du auf der einen oder anderen Seite oder irgendwo dazwischen feststeckst: Es gibt einen Weg, wie du den Krieg gegen die Prokrastination für dich entscheiden kannst!
Was also kannst du tun, um dem ewigen Limbo-Land des Schreiben-Wollens, aber Dann-doch-nicht-schreiben-Könnens zu entfliehen?
Tipp 1: Warum eigentlich Aufschieben?
Mein erster Tipp an dich mag einfach klingen, sollte aber nicht unterschätzt werden.
Nimm dir einige ruhige Minuten Zeit, um dem inneren Schweinehund auf die Spur zu kommen. Finde dabei heraus, warum du eigentlich das Schreiben deiner Masterarbeit aufschiebst. Was ist der wahre Grund, der sich hinter den Ausreden versteckt? Nicht jeder von uns fällt aus den gleichen Antrieben in die Tentakelarme der Prokrastination.
Kann es sein, dass du unbewusst noch zu sehr am Studentenleben hängst? Ein Leben, dem du mit deiner fertigen Masterarbeit „Au revoir“ sagen musst? Das Ding endlich abzugeben bedeutet meist, vieles andere auch abgeben zu müssen: das Fortgehen unter der Woche. Die geselligen Abende im Studentenheim. Oder einfach den Genuss, sich in den Hörsaal zu setzen, um sich von Ausführungen über die Kritik der Reinen Vernunft einlullen zu lassen. (Den Typ des „Bummelstudenten“ habe ich in meinem Buch „Wissenschaftliche Arbeiten endlich fertigschreiben!“ ausführlich erklärt. Er ist einer der 4 Typen von Schreibblockierten.)
Natürlich muss man auch nach dem Studienabschluss nicht auf diese Vergnügungen verzichten. Doch seien wir ehrlich: Es ist einfach nicht dasselbe, sich mit einem Kater statt in die Vorlesung in das Meeting im Großraumbüro hineinzusetzen. Oder von den Erstis auf der Uni nur noch mit „Sie“ angesprochen zu werden.
Wenn du dich darin wiedererkennst, dann ist es wichtig, dass du einfach eine klare Entscheidung triffst. Es ist an der Zeit, loszulassen und das neue Leben zu beginnen!
Oder aber du willst deine Arbeit zwar trotzdem fertigschreiben, hast jedoch Angst, es am Ende nicht zu schaffen? „Was, wenn ich durchfalle? Was, wenn mein Professor erkennt, dass ich den größten Käse fabriziert habe, den man zu dem Thema nur schreiben kann? Was, wenn…?“ Ja, was ist dann eigentlich?
Wenn wir ehrlich sind, ist dieser übertriebene Leistungsdruck weder gesund noch sonst irgendwie förderlich. Ich weiß, wovon ich spreche.
Bevor ich mich zum Schreiben meiner Diplomarbeit durchringen konnte, wurde ich von genau solchen Ansprüchen gebremst. Unser Professor im Diplomandenseminar hat uns etwas in Aussicht gestellt, das sich für mich als fatal entpuppt hat: „Die besten Arbeiten zu dieser Forschungsrichtung, meine Damen und Herren, werden auch veröffentlicht.“
Hinter dem Aufschieben stecken Gründe, die wir uns oft nicht eingestehen wollen.
Aus irgendeinem Grund dachte ich: Das sollte ich wohl auch anstreben! Nicht nur Magister, nein, auch gleich anerkannter Autor werden! Das wäre doch was – oder etwa nicht?
Doch gerade der Druck, dafür eine besonders gute Leistung erbringen zu müssen, hat mich innerlich gelähmt. Und mich immer einen weiten Bogen um meinen Schreibtisch machen lassen.
Dann habe ich kurzum entschieden: „Das muss nicht sein. Es ist mir nicht wirklich wichtig. In erster Linie will ich einfach den Abschluss schaffen. Also schreib einfach, um fertigzuwerden.“
Und tatsächlich konnte ich danach endlich loslegen – und habe schließlich sogar ein „Sehr Gut“ auf meine sprachwissenschaftliche Arbeit über Konstruktionsgrammatik erhalten.
Oft können wir Verblüffendes entdecken, wenn wir das Dunkel unserer eigenen Motive beleuchten und ermitteln, was uns wirklich bewegt. Oder eben lähmt. Und mit einem ehrlichen Blick in unser Inneres Klarheit und neue Kraft gewinnen.
Tipp 2: Heute noch Stolz und Freude erleben!
Wie wäre es, wenn du deine gedruckte und gebundene Masterarbeit schon abgegeben hättest? Wie toll würde sich das anfühlen?
Stell dir das nur mal vor: Während die vollgeschriebenen Seiten durch den Drucker laufen, steigt dir der Geruch von frischer Tinte in die Nase. Genüsslich liest du wieder und wieder die E-Mail deines Professors durch, in dem er dir zur fertigen Arbeit gratuliert.
Dann kommt der große Tag deiner Sponsion. Wie schick du dich nur gemacht hast! Voller Stolz trittst du, als du deinen Namen hörst, auf den Podest und sprichst den Titel deiner Masterarbeit in das Mikrofon. Du schaust in strahlende Gesichter, während du selbst strahlst wie die Frühlingssonne.
In der Tat ein großer Freudentag! In welchem Restaurant werdet ihr essen gehen? Wer wird alles auf der Gästeliste stehen? Wie, wo und mit wem wirst du nach dem formellen Teil deinen großen Erfolg feiern?
Ich weiß es noch ganz genau: Nach meiner Sponsion fühlte ich mich wie der glücklichste Mensch, der jemals mit einer Flasche Sekt und dem Diplom in der Hand aus der Uni rausspaziert ist.
Nimm dir Zeit, um diese Fragen wirklich durchzudenken und dir die Antworten lebhaft vor Augen zu führen. Je stärker du diesen Tag in deiner Vorstellung lebendig machen kannst, umso besser.
Bilder und Gefühle haben den stärksten Einfluss auf deine Motivation.
Sie haben suggestive Kraft. Mit ihrer Hilfe kannst du deine Vorfreude wecken und dir die emotionale Power verschaffen, deine Masterarbeit Tag für Tag weiterzuschreiben.
Probiere es jetzt gleich aus – male dir in den lebhaftesten Farben den Tag deiner Abschlussfeier aus!
Tipp 3: Der Trick mit der Liste
Auch dieser Tipp ist einfach umsetzen, aber stark in der Wirkung. Chronische Aufschieber können sich dadurch in fröhlich summende Arbeitsbienen verwandeln!
Dazu eins vorweg: Niemand kann eine Masterarbeit schreiben. Nicht du. Nicht ich. Nicht sonst irgendwer. Denn: Eine Masterarbeit ist ein großangelegtes Projekt – und Projekte bestehen aus einzelnen Teilschritten bzw. Aufgaben.
Wenn man genug dieser Teilschritte erledigt hat, dann kommt man irgendwann an einen bestimmten Punkt. Der Punkt, an dem die Seiten, die wir am Ende geschrieben haben, unserer ursprünglichen Vorstellung vom Ergebnis der Masterarbeit am nächsten kommen. Dann sagen wir: Das Projekt unserer Masterarbeit ist erledigt.
Eine ganze Masterarbeit hat noch niemand geschafft, die einzelnen Schritte dazu jedoch schon.
Diese Verwechslung zwischen „Projekten“ und „Aufgaben“ führt oft zu unnötiger Verwirrung, Stress und eben auch zum Aufschieben. Projekte brauchen Planung und Organisation – eine Aufgabe dagegen lässt sich ohne Weiteres erledigen.
Du brauchst nur 10-15 Minuten, um diesen Tipp umzusetzen und das unmögliche Projekt deines großangelegten Schreibvorhabens in einzelne, machbare Aufgaben umzuwandeln. Schreib dir auf einen Zettel, was die wichtigsten Schritte bzw. Aufgaben wären, mit denen du das Projekt „Masterarbeit schreiben“ erfolgreich abschließen kannst:
- Die relevanten Bücher und Artikel recherchieren und ausleihen
- Die Einleitung schreiben
- Ein Rohskelett erstellen
- Die Forschungsfrage formulieren
- Usw.
Allein dadurch kannst du große Lasten von deinen Schultern werfen.
Sobald du eine Liste mit Teilaufgaben hast, die du abhaken kannst, kommt noch etwas anderes hinzu: Erfolgserlebnisse! Denn was gibt dir mehr Antrieb als das Gefühl, regelmäßig messbare Fortschritte zu machen? Und wie machen wir Fortschritte messbar? Durch gute, alte To-Dos.
Tipp 4: Das Tu-ein-bisschen-was-Prinzip
Wenn du den vorigen Tipp mit dem Schreiben der Liste auch wirklich ausprobiert hast, wirst du wahrscheinlich einen Motivationsschub bemerkt haben. Ohne es zu wissen, hast du etwas angewendet, das ich das „Tu-ein-bisschen-was“-Prinzip nenne. Dieses Prinzip kannst du dir jedes Mal zunutze machen, wenn du von der Prokrastination in die Ecke gedrängt wirst.
Entgegen dem, was die meisten glauben, müssen wir nämlich nicht unbedingt motiviert sein, um gewünschte Handlungen zu setzen. Umgekehrt funktioniert es auch: Indem wir handeln und etwas tun – z.B. eine Liste schreiben oder ein Buch zur Hand nehmen und lesen – erzeugen wir die entsprechenden Gefühle.
Zu Beginn war unsere Arbeitslust noch auf dem Nullpunkt. Nach einigen Minuten trotzigen Handelns aber sind wir plötzlich aufgetaut, und die Motivation stellt sich ein, noch mehr zu tun.
Wenn du das nächste Mal also schreiben willst, aber absolut keine Motivation dazu verspürst: Setze dich einfach für 5-10 Minuten vor deinen Laptop und schreibe ein bisschen an der Arbeit. Ein paar Worte von der Einleitung, eine Definition hier, eine Kapitelüberleitung da.
Du wirst erstaunt sein, dass nach einiger Zeit die Motivation als angenehmer Überraschungsgast einkehren wird. Und sobald du einmal das Gefühl der Motivation spürst, kannst du die Sitzung einfach beliebig ausdehnen.
Aber wie schreibe ich meine Arbeit?
Wenn du wissen willst, wie du beim Schreiben deiner Masterarbeit konkret vorgehen musst, dann kannst du dich gerne für ein Schreibcoaching bei mir melden.
Ich erkläre dir, wie du Schritt für Schritt von der Einleitung bis zum letzten Punkt deines Fazits gelangen und deinem Betreuer schließlich eine formsichere Arbeit senden kannst.
Außerdem helfe ich dir auch mit einem professionellen Lektorat am Schluss dabei, eine gründlich korrigierte und sprachlich durchoptimierte Arbeit abzugeben.
Wenn du also meine Hilfe als Schreibcoach beanspruchen willst, dann klicke einfach auf diesen Link und fülle das Kontaktformular aus. Ich werde mich dann umgehend bei dir melden.
Bildquellen: www.stockvault.net